Hirschstein. Denkmalschützer Matthias Donath ist begeistert: „Mit dieser Entdeckung wird Hirschstein in die Elite der sächsischen Geschichte aufsteigen.“ Grund für die Euphorie: Bei Sanierungsarbeiten des Treppenhauses wurden jetzt auch vier Wappen, die sich im „Auge“ des Treppenhauses befinden, näher untersucht. Vor allem ein Wappen ist dabei von herausragender Bedeutung, weil es sich auf die vorletzte offizielle Mätresse Augusts des Starken bezieht. Erdmuthe Sophie von Loß war die Geliebte des Sachsenkönigs. Ihre Lebensgeschichte ist bisher kaum erforscht, auch in Hirschstein weiß man kaum etwas über sie.Donath hat nun Archive gewälzt und interessante Dinge über eine Nachfolgerin der Gräfin Cosel heraus gefunden. Geboren wurde sie demnach, als Erdmuthe Sophie von Dieskau am 25. Februar 1698. Sie starb am 23. April 1767 in Dresden. August der Starke traf sie erstmals am 12. Mai 1719, danach war sie bis 1721 seine Mätresse. Mit ihrer Liebschaft brachte sie Glanz in den kleinen Ort.
August traf sie erstmals auf der Leipziger Messe. Carl Friedrich von Pöllnitz schreibt in „Das galante Sachsen“, dass August der Starke „seine Augen auf das Fräulein von Dieskau, ein junges Frauenzimmer, warf, welches, ausgenommen am Verstand, das vollkommenste Meisterstück der Natur war. (...) Ihre Haare waren so blond als möglich war, ihr Busen so weiß, dass er blenden könne, und ihre Hände und alles, was ins Gesicht fiel, vollkommen.“ Sie sei schöner als Venus, soll der Sachsenkönig gesagt und bedauert haben, dass „er so wenig Verstand bei ihr antraf“. Hätte Fräulein von Dieskau so viel Verstand wie Schönheit, hätte er sich vorstellen können, sie Zeit seines Lebens zu lieben. Angeblich von der Mutter an August für 200 000 Taler in bar verkauft, musste der König sich verpflichten, das Fräulein „standesgemäß mit einem Hofcavalier zu vermählen.“ Nach einem Jahr glühender Leidenschaft gab ihr der König den Abschied. Sie heiratete den Hofmarschall Adolf von Loß.
Die vier Wappen im Treppenhaus sollen jetzt restauriert werden. Sie wurden im Laufe der vergangenen Jahrhunderte immer wieder mit Ölfarbe überstrichen. „So ist ein dickes und unansehnliches Farbpaket entstanden. Die Farbschichten sollen abgenommen und die ursprüngliche Fassung wieder hergestellt werden“, erklärt Matthias Donath. Er ist der Vorsitzende des Förderkreises Schlösserland Sachsen, der bei dem Vorhaben hilft und mit einer Spendenaktion die benötigten Mittel einwirbt. Pro Wappen kostet die Restaurierung etwa 3 000 Euro, es sind also insgesamt 12 000 Euro notwendig. Deshalb sucht der Förderkreis nun Wappenpaten. Jedes Wappen wird in zehn Anteile zu je 300 Euro aufgeteilt. Wappenpaten können entweder 300 Euro spenden oder auch mehrere Anteile oder das ganze Wappen. „Wir versprechen, dass alle Wattenpaten namentlich gewürdigt werden“, so Matthias Donath. Wer einen oder zwei Anteile übernimmt, erhält einen Namenseintrag im Spenderbuch. Wer mindestens drei Anteile oder ein ganzes Wappen übernimmt, wird in der Nähe des Wappens mit einem Namenseintrag auf einer dauerhaften Spendertafel verewigt. Es sollen auch gezielt Unternehmen und Privatpersonen angesprochen werden. Ein Spendenaufruf wird auch im Nachrichtenblatt des sächsischen Adels veröffentlicht. „Wir hoffen, dass sich auch Nachfahren an der Spendenaktion beteiligen“, sagt Donath.
Hirschsteins Bürgermeister Conrad Seifert (CDU), dessen Gemeinde Eigentümerin des Schlosses ist, freut sich über die Aktion des Förderkreises Schlösserland. Er hat freilich noch andere Sorgen. Bei der jetzt geplanten Sanierung des Treppenhauses zeigte sich, dass sich die vorhandenen Setzungsrisse stark vergrößert haben. Die Ursache dafür ist neben dem trockenen Sommer wohl auch der Untergrund des Schlosses. „Es wurde bekanntlich auf einem Felsvorsprung errichtet, die Höhenunterschiede wurden damals durch Trockenmauern ausgeglichen. Diese bröckeln jetzt wahrscheinlich“, so Seifert. Endgültige Klarheit sollen nun Untersuchungen bringen. Was die Sanierung kostet und wie lange sie dauern wird, ist derzeit völlig ungewiss. Eines aber weiß der Bürgermeister sicher: „Wir wollen das Schloss so sanieren, dass es wieder 100 Jahre stehen kann.“
Wer Wappenpate werden möchte, kann sich an Romy Petrick vom Freundeskreis Schlösserland Sachsen, Telefon 03521 4920797, wenden.
Mail: service@schloesserland-freundeskreis.de
Spendenkonto: Freundeskreis Schlösserland Sachsen, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE21850205000003656200